Interview mit Richard Ringer

Vor dem Talk im Oberbank Forum traf die OÖ Nachrichten Europameister Richard Ringer exklusiv zum Interview.

Lockere acht Kilometer joggte Richard Ringer gestern die Donau entlang, um sich für den Kick-off-Abend zum 21. Oberbank Linz Donau Marathon warmzulaufen. Der Marathon-Europameister aus Überlingen am Bodensee hat harte Trainingswochen hinter sich. Was der 33-Jährige, der letzten Sommer in München deutsche Sport-Geschichte geschrieben hat, noch vorhat, verriet er im OÖN-Interview.

OÖN: Kaum einer hatte Sie vor der Leichtathletik-Heim-EM im August 2022 in München auf der Rechnung, Sie liefen dann zu Gold, dem ersten für einen Deutschen überhaupt im Marathon. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?

Richard Ringer: Da kriege ich immer noch richtige Gänsehaut. Es war ein unglaublich emotionaler Tag, einer, auf den ich mich eigentlich jahrelang vorbereitet habe. Die zehntausenden Leute am Odeonsplatz haben bei mir am Ende noch einmal alle Kräfte mobilisiert, die ich zur Verfügung hatte. Da habe ich noch einmal den Turbo eingelegt und konnte meinen israelischen Kontrahenten überholen auf den letzten Metern. Es hat schon alles wehgetan, aber ich war an diesem Tag einfach im Kopf am allerstärksten. Weil in der Vorbereitung auch nicht immer alles rund lief.

Was war da im Konkreten?

Ich bin im Winter im Trainingslager in Kenia schon umgeknickt, hatte zehn Tage Laufpause. Und fünf Wochen vor der EM machte mir dann eine Verletzung im linken Fuß zu schaffen. Ich musste da einmal eine Woche auf Lauftraining verzichten, hab aber extrem viele andere Sachen, zum Beispiel viele Stunden Radfahren, Crosstrainer und Schwimmen, gemacht derweil. Ich bin zum Beispiel auf dem Rennrad Hügelsprints gefahren. Dieselben grässlichen Beinschmerzen hatte ich dann auch wieder im EM-Finish. Und von dem her war ich gut vorbereitet.

Es waren viele Puzzleteilchen, die zu diesem Erfolg führten. Was hatte es mit der Mütze auf sich?

Es war ein richtig heißer Tag, auch wenn wir mit dem Wetter noch Glück hatten. Meine Mutter hat mir in mehrere Caps eigene Säckchen reingenäht, in die man Crash-Eis reingeben konnte. Bei den Verpflegungsstationen konnte ich die immer austauschen. Das hat super funktioniert, ich hatte immer einen kühlen Kopf.

Was ist für Sie das Besondere an diesen 42,195 Kilometern?

Den Reiz macht für mich aus, dass da tausende Leute gemeinsam am Start stehen, vom Spitzenläufer bis hin zum Hobbyläufer. Dann diese einzigartige Stimmung, wenn man durch eine Stadt läuft, das ist mit nichts zu vergleichen.

Sie laufen in Spitzenzeiten an die 200 Kilometer pro Woche, arbeiten aber auch noch Teilzeit als Controller. Wie lässt sich das alles unter einen Hut bringen?

Ich habe nach der EM gleich wieder gearbeitet. Für mich ist es ein super Ausgleich und zeigt mir, es ist nicht selbstverständlich, diesen Sport machen zu können. Umso mehr schätze ich es dann, wenn ich mich in der direkten Vorbereitung auf ein Rennen wieder voll auf das Training und die Regeneration fokussieren kann.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Ich will mich dieses Frühjahr, am besten gleich in Hamburg, für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifizieren. Ich traue mir zu, dass ich dort etwas erreichen kann.

 

Foto: Klaus Mitterhauser

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